Eine Wohnlandschaft
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Jubiläum: Grundsteinlegung 1951
Anlässlich der Grundsteinlegung in der HiCoG-Siedlung Tannenbusch haben die Bewohnerinitiativen der drei amerikanischen Siedlungen in Bonn zusammen mit der Werkstatt Baukultur eine Erklärung unterzeichnet, in der sie die architektonische und historische Bedeutung der Baudenkmäler würdigen und gemeinsame Forderungen an die Eigentümer BImA und VEBOWAG und die zuständigen Stellen in Bund, Land und Stadt Bonn formulieren. Die Erklärung kann im PDF-Format hier heruntergeladen werden: PDF-Datei-Erklärung
Film:
Der Filmemacher Georg Divossen hat einen Kurzfilm über die HiCoG-Siedlung gedreht. Der Film kann auf Youtube abgerufen werden:
https://www.youtube.com/watch?v=QieDZ1AT2yE
Georg Divossen betreibt auch das Internetangebot Talking-Art: http://www.talking-art.de
Leben im Denkmal
die HiCoG-Siedlung Muffendorf
in Pennenfeld
eine Wohnlandschaft
aus den Anfängen der Bundesrepublik Deutschland
Geschichte
Die HiCoG-Siedlung Muffendorf ist ein einzigartiges Denkmal der frühen Bundesrepublik.
Im Jahr 1949 bestimmte der Parlamentarische Rat Bonn zur provisorischen Bundeshauptstadt.
So zog der US High Commissioner of Germany 1951 von Frankfurt nach Bonn und baute auf dem freien Feld unterhalb von Muffendorf (heute der Ortsteil Pennenfeld) in kürzester Zeit einen neuartigen Wohn- und Lebensraum für seine einfachen und mittleren Angestellten.
Diese Wohnanlage sollte dem neuen demokratischen Selbstverständnis Ausdruck verleihen.
Damit ist die HiCoG-Siedlung eine der „monuments to the new German-American-relationship“.
Gesellschaftliche Vision
Mit der Gründung der Bundesrepublik Deutschland sollte eine Abkehr von der totalitären Uniformierung alles Menschlichen vollzogen werden und ein neuer Zeitgeist auch in der Siedlungsarchitektur der Städte sichtbar werden.
Die Sehnsucht nach Freiheit, Offenheit und das Recht jedes Einzelnen auf Geräumigkeit, Ruhe und Erholung wird hier zum ersten Mal im Nachkriegsdeutschland verwirklicht und sollte als Vorbild der Stadtplanung dienen.
Das neue Konzept besteht in einer leichten, aufgelockerten Architektur; diese wird verbunden durch einen offenen, großzügig gestalteten Naturraum, der das Zusammenleben von Menschen aller Nationen der Welt befördern soll.
Hier dokumentiert sich ein neues politisches und bürgerschaftliches Selbstverständnis. Transparenz, offene Strukturen, großzügige Freiräume – in Politik und Alltagsleben - sollen von nun an für eine neue soziale Idee des Zusammenlebens leitend sein.
Ähnliches gilt für die Schwestersiedlung, der HiCoG-Siedlung Tannenbusch, und für die Amerikanische Siedlung in Plittersdorf.
Im Wohnungsbau nach 1945 kam es leider in ganz Deutschland zu keiner weiteren Realisierung einer solchen ausgedehnten integrativen Konzeption.
Siedlungsarchitektur
Mit den Wohngebäuden beauftragt wurde einer der bedeutendsten Architekten der Zeit, Sep Ruf, der einige Gebäude in Bonn, u.a. auch den Bundeskanzlerbungalow entworfen hat.
Ruf greift die durch den Nationalsozialismus unterbrochene Tradition des Bauhauses auf, das den beengten Behausungen der Mietskasernen mit ihren dunklen Hinterhöfen lichtdurchflutete, geräumige und alltagspraktische Wohnungen entgegenstellen wollte.
Große Fenster und z.T. offene Flure öffnen den Blick auf eine Landschaft, die den Bewohnern und allen Bürgern Erholung bietet.
Herauszuheben ist auch die Innenarchitektur: Die Wohnungen waren ursprünglich mit platzsparenden Einbauküchen ausgestattet, einer Neuerung der Bauhausarchitektur, die die Arbeit praktisch und bequem gestalten sollte.
Sep Ruf konzipierte vielfältige Bautypen für die jeweiligen Bedürfnisse der Bewohner. Der Wohnungszuschnitt der verschiedenen Baukörper kommt den verschiedenen persönlichen Verhältnissen entgegen und bietet Alleinstehenden, Paaren und Familien passende, für die 50er Jahre großzügige Wohnformen.
Durch die aufgelockerte Anordnung sechs sehr unterschiedlicher Gebäudeformen präsentiert Ruf ein Gegenmodell zu den starren Häuserfluchten der Gründerzeit und des Wilhelminismus. Statt den Blick durch massive Baukörper einzuengen und streng zu lenken, soll der Bewohner und Spaziergänger seiner Umwelt zwanglos und entspannt begegnen können und im Nahbereich Erholung von Arbeit und Pflichten finden.
Landschaftsarchitektur
Abgestimmt auf die Bauarchitektur der Siedlung wurde von dem renommierten Landschaftsarchitekten Hermann Mattern, in Zusammenarbeit mit Heinrich Raderschall aus Bonn, ein einzigartiger Naturraum, eine „Wohnlandschaft“ gestaltet.
Blickachsen, die eine erstaunliche Weite vermitteln, gehen einher mit Arrangements von aufgelockerten Baumgruppen, die die großen Baumassen (im Sommer) fast verschwinden lassen.
Abgesehen von einigen später vorgenommenen Pflanzungen, die nicht im Pflanzplan Matterns vorgesehen waren, sowie Pflanzen, die heute nicht (mehr) zu finden sind, ist das Grundkonzept Matterns unmittelbar zu erleben.
Die von Mattern vorgesehenen Pflanzen sind von einer außerordentlichen Vielfalt der Größe und Wuchsform, der Blattfarbe und –form sowie der Blühzeiten und lassen die Siedlung in einer ständig sich wandelnden Gestalt erleben.
Statt Naturraum nur zu verbrauchen, wollte Mattern die Natur ökologisch bewusst gestalten und einen Ausgleich zum Landschaftsverbrauch des Menschen finden, Lebensform und Lebensraum des Menschen mit dem Naturraum in eine harmonische Beziehung bringen.
Grünanlagen in Bad Godesberg
Im 18. Jahrhundert wurde aus einer kleinen Gemeinde unterhalb der Godesburg ein Kurort, in dem die Adligen und Wohlhabenden ihrer Zeit residierten und sich nicht nur medizinischen Anwendungen, sondern vielfältigen Genüssen widmeten. Neben dem Besuch von Heilstätten, Konzerten und des Kasinos gehörten dazu auch Spaziergänge durch die Parks sowie Ausflüge in die landschaftlich reizvolle Umgebung des Rheintals, des Kottenforsts und des Vorgebirges.
Bad Godesberg verfügt aber heute nicht nur über einen ausgedehnten Park für seine Kurgäste, sondern auch über eine an diesen anschließende große Wiese, die Möglichkeiten für freie sportliche Aktivitäten, Zirkus, Flohmärkte, Feiern und Unterhaltung bietet.
Und – nur durch eine Straße von der Rigal’schen Wiese getrennt – dokumentiert Bad Godesberg im Ortsteil Pennenfeld die Idee der „gegliederten und aufgelockerten Siedlung“ im Bereich des Wohnens - öffentlich zugänglich und erlebbar für jeden Spaziergänger.
Abgeschlossene Veranstaltung:
Am 15. Juli 2017 fand statt:
Reihenweise Kulturerbe | Bonner Siedlungen neu entdecken
Wir bedanken uns bei allen Besucherinnen und Besuchern, die die Veranstaltung zu einem Erfolg gemacht haben.
Der Werkstatt Baukultur ein großes Dankeschön für ihre Initiative und die exzellente Organisation dieser Veranstaltung.
Zur Werkstatt-Baukultur-Seite zur Veranstaltung: